Bula!
Es war Dezember und die Sonne schien. Kurz vor Weihnachten lag ich in einer Hängematte auf einer Südseeinsel und ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Ich befand mich im Paradies. Kleine Inseln, weiße Strände, lebensfrohe Menschen, türkisblaues Meer und gutes Essen: Das Leben wie es sein sollte. Straßenlärm, gestresste Menschen, angespannte Gesichter, rote Ampeln, Schlange stehen im Supermarkt: all das war so weit weg, dass mir das westlich zivilisierte Leben von meiner Hängematte aus betrachtet fast schon abstrakt vorkam…Dann doch lieber wieder schnorcheln gehen und in eine andere (Unterwasser-)welt abtauchen als Gedanken an den Alltag zuhause zu verschwenden. Blubb.
Das Inselhopping auf den Yasawa-Islands funktioniert mit dem sogenannten Bula-Pass: mehrere Boote verkehren zwischen Nadi, den Manuecas und den Yasawas (Inselgruppen). Das Hauptboot stoppt immer mitten im Pazifik, Passagiere werden dann von Bewohnern der einzelnen Inseln von dem Anschein nach TÜV-ungeprüften Bötchen abgeholt (sehr motivierend einzusteigen, wenn der Bootsführer kurz bevor du das Boot enterst noch damit beschäftigt ist, mit einem Eimer Wasser aus dem Boot zu katapultieren…so mitten auf dem Pazifik. Ich dachte nicht ans Ertrinken, sondern an Haie. War aber auch schon zu spät. Egal.)
Nur Weihnachtslieder wie “let it snow, let it snow, let it snow” erinnerten mich daran, dass es ja bald Weihnachten war. Es war so bizarr: auf einer Südseeinsel bei strahlendem Sonnenschein und 35 Grad Hitze Weihnachtslieder zu hören! Hatte fast schon etwas Karnevaleskes. Oder mitten im Dezember Kokosnüsse zu sammeln (wobei das in allen anderen Monaten des Jahres auch nicht gerade zu meiner Alltagsbeschäftigung gehört).
Alles andere als paradiesisch war dann meine letzte Nacht in Nadi, bevor es zurück nach Australien ging. Statt mit 15 weiteren Personen wie auf den Inseln, teilte ich mir in dieser Nacht mit nicht weniger tierischen Lebewesen das Zimmer: Kakerlaken und Eidechsen. Naja, was nicht tötet härtet ja bekanntlich ab. Und gestorben bin ich nicht.
Trotz Ungeziefer und niedrigem Lebensstandard hatte ich das Gefühl, dass die Lebensqualitaet auf Fiji viel höher ist als in mancher Industrienation. Aber so surreal schön Fiji auch ist. Leben könnte ich dort nicht. Erst in dieser umwerfenden Stille habe ich gemerkt, dass ich (momentan noch) die Zivilisation brauche, die Stadt, Verkehrslärm, Lebendigkeit.
Schönheit ist eben doch nicht immer alles. Aber ein paar Wöchchen (oder Monate) hätte ich es schon noch ausgehalten, auf diesem traumhaft schönen Fleckchen Erde.